**

 

Zur Technik des Saxophons

x

Tonerzeugung

x
Zunächst mal,

wer sich schon ein Weilchen mit dem Thema Saxophon befasst hat, wird schon darauf gestoßen sein: Saxophone sind Holzblasinstrumente (Woodwind instruments) und  nahe Verwandte der Klarinette. Das hängt mit der Tonerzeugung zusammen. Der Ton des Saxophons wird im Mundstück erzeugt, welches stark an das einer Klarinette erinnert. Ein Saxophonmundstück besteht aus drei Teilen. Nämlich aus dem Hauptteil, der Blattschraube und einem einfachen Rohrblatt (Rohrholz, Bambus).

  „Einfach“, weil es auch viele  Holzblasinstrumente gibt, die mit Doppelrohrblatt-Systemen ihre Töne erzeugen (Oboe, Fagott). Wenn wir nun unser Saxophonmundstück (und zwar nur das Mundstück) ein Stück weit mit dem Blatt nach unten in den Mund nehmen, dann etwas Luft hineinblasen und gleichzeitig ein wenig mit der Unterlippe gegen das Blatt drücken, versetzt sich dieses in Schwingung. Dadurch fungiert unser Blatt als eine Art Ventil, das bedingt durch seine Auf- und Abbewegung, den Luftstrom immer wieder öffnet und schließt. Diese immer wiederkehrende Unterbrechung des Luftstroms nehmen wir dann als ein recht hohes und etwas näselnd klingendes Geräusch wahr. Beim Saxophon wird der Ton also durch ein kleines Stückchen Holz erzeugt.

x

So weit alles klar? Gut.
Das Geräusch, welches wir auf diese Weise erzeugt haben, ist aber nicht nur fies hoch und alles andere als wohlklingend, sondern auch vollkommen instabil. Dies wird deutlich, wenn wir den Druck der Unterlippe ein wenig erhöhen. Sofort nimmt der Ton, den wir erzeugen, deutlich an Höhe zu. Umgekehrt verhält es sich ähnlich. Weniger Druck bedeutet hier einen sehr viel tieferen Ton.
x
Der Grund dieser Instabilität ist das Fehlen einer geeigneten Resonanzröhre. Wenn wir unser Mundstück jetzt mit einer gewöhnlichen Metallröhre (40-60 cm) verbinden und darauf einen Ton erzeugen, verhält sich die Sache schon anders. Der Ton, den wir jetzt hören, ist nun sowohl deutlich tiefer als auch deutlich stabiler. Zwar können wir die Tonhöhe noch durch Lippendruck beeinflussen, aber dies nur noch minimal. 

Mundstück mit Röhr

x
Der Grund dafür ist folgendes: Während wir mit dieser Apparatur einen Ton erzeugen, bildet sich im Rohrinneren eine Luftsäule. Diese Luftsäule beginnt nun, vom Blatt aus bis zum Rohrende, in einer gleichmäßigen Frequenz zu schwingen und steht dabei in einer engen Wechselwirkung mit dem Rohrblatt. Will sagen, Blatt und Luftsäule schwingen in identischer Frequenz.
Wir können jetzt mit unserem Experiment noch einen Schritt weiter gehen und verschiedene Resonanzröhren mit unterschiedlichen Längen ausprobieren. Hierbei stellen wir fest, dass kurze Röhren hohe Töne und lange Röhren tiefe Töne erzeugen. Die Länge der Luftsäule ist also entscheidend für die Höhe des Tons!

 

kurze Röhre - hoher Ton

lange Röhre - tiefer Ton

 

Saxophonkorpus/Material

 

Die, in unserem Experiment, von den Röhren übernommene Aufgabe, erledigt im Normalfall das Saxophon bzw. dessen Korpus. Im Gegensatz zu den Röhren, die wie Klarinetten zylindrische Innenmaße aufweisen, ist der Korpus des Saxophons stark konisch gebaut.

 

Der Saxophonkorpus wird heute ausschließlich aus Metall gefertigt. Hierfür kommt Messing, selten Kupfer (Buffet) und Silber (Yanagisawa) zum Einsatz. Einzige Ausnahme: Die britische Firma Grafton, die zwischen 1950 und 1967 Altsaxophone aus Kunststoff herstellte.

   

       Grafton Kunststoff                                Buffet Kupfer         

 

Obwohl namhafte  Musiker wie Charlie Parker und Ornette Coleman (Klangbeispiel) zeitweise ein solches Instrument benutzten, konnte sich Kunststoff als Material für Saxophone nicht durchsetzen.

 

x

Wie das Experiment mit den Röhren gezeigt hat, lässt sich die Höhe des Saxophontons über die Länge der Resonanzröhre kontrollieren. Um nun eine Abstufung der verschiedenen Halbtöne zu erreichen, ist die Länge des Saxophonkorpus durch 22 Tonlöcher variabel. Das Prinzip ist wie bei einer Blockflöte. Wenn man einen Ton erzeugt und dann die Tonlöcher im Korpus nacheinander von oben nach unten verschließt, erhält man auf diese Weise immer tiefer klingende Töne.

Neben den 22 Tonlöchern (das können auch manchmal ein paar mehr sein, hängt vom Modell und vom Hersteller ab), gibt es auch noch zwei kleine Oktavlöcher. Diese sind zu klein, um einen Abriss der Luftsäule zu bewirken. Ihre Aufgabe besteht darin, die schwingende Luftsäule durch einströmende Außenluft zu stören und dadurch eine Frequenzverdoppelung zu bewirken. 

Ich will versuchen, diesen Vorgang etwas genauer zu beschreiben. Wenn wir auf einem natürlichen Instrument (Saxophon, Gitarre oder auch menschliche Stimme) einen Ton erzeugen, hören wir neben dem Grundton, der am lautesten erklingt, auch eine Vielzahl von Obertönen, die wir jedoch eher als Klangfarbe wahrnehmen. Wenn wir auf einem Saxophon beispielsweise den Ton G erzeugen und gleichzeitig die Oktavklappe gedrückt halten, kommt es wie oben beschrieben zu einer Störung der Luftsäule. Hierdurch wird der Grundton unserer Note unterdrückt. Wir hören den ersten Oberton, der eine Oktave über dem Grundton liegt bzw. in doppelt so hoher Frequenz schwingt.

* *

Die im Vergleich zu anderen Holzblasinstrumenten sehr großen Tonlöcher des Saxophons, werden bei der Herstellung maschinell aus dem Korpus herausgezogen. Diesen Bereich nennt man dann Kamin.

 **

Herausziehen der Tonlöcher

Mechanik

Die Tonlöcher werden durch runde Klappen geschlossen, in denen sich, zur besseren Abdichtung, mit Leder überzogene Filzpolster befinden. 

 

C-Klappe mit Polster

x

Wie soll man nun 22 Tonlöcher, die noch dazu zum Teil ziemlich weit auseinander liegen, mit nur neun Fingern bedienen (der Daumen der rechten Hand wird nur zur Fixierung des Instrumentes benutzt.)? Dies geschieht durch ein ausgeklügeltes, mechanisches System von diversen Kleinteilen, Achsen und Nadelfedern.

Selmer Paris SA 80 Series III Alto

x
Einige dieser Klappen werden direkt durch Fingerdruck geschlossen und geöffnet, andere hingegen über mechanische Verbindungen. Zum Beispiel gibt es in der Mitte des Instruments ein Feld mit vier Tasten.  Dieser Bereich, den man auch als Tisch bezeichnet, wird nur vom kleinen Finger der linken Hand bedient. 

 

 

 Tisch Selmer

x

Ein weiterer, interessanter Bereich ist die Oktavklappen-Mechanik. Wie schon erwähnt, gibt es im Saxophonkorpus zwei Oktavbohrungen. Bei frühen Sax’schen Instrumenten wurden diese durch zwei getrennte Mechaniken bedient. Das bedeutete, dass man ab der Mitte des oberen Registers von einer zur anderen Oktavklappe wechseln musste. Erst um die Jahrhundertwende wurde dieser Vorgang automatisiert.

 

Bauweise

x

Die beiden kleinen Saxophone Sopranino und Sopran werden meistens gerade und in einem Stück gebaut. Nur vereinzelt tauchen Modelle in gebogener Form auf (Yanagisawa und frühe Conn). 

 

Sopran Selmer mk6 und Yanagisawa 902

x
Alle anderen vom Altsaxophon abwärts, sind aus mehreren Rohrteilen zusammengesetzte und mehrfach gebogene Instrumente.(Ausnahmen bestätigen die Regel z.B. Keilwert und L.A.Sax). 

 

         Selmer Tenor mk6        L.A.Sax (gerades Alt u. Tenor)

x
Dabei ist der S-Bogen, auf den das Mundstück gesteckt wird, also der obere Teil des Saxophons, abnehm- und justierbar. Da dieser Teil des Saxophons sehr nahe an der Tonerzeugung liegt, ist sein Einfluss auf die Klangeigenschaften des Instrumentes von hoher Relevanz.

**

S-Bogen Selmer Alt

x
Es gibt Firmen, die S-Bögen aus unterschiedlichen Metallen und Materialdicken für alle möglichen Saxophonmarken herstellen (Jupiter, Gloger-Handkraft). 

Gloger Tenor S-Bogen

x
Außerdem gibt es Saxophonisten, die ihren S-Bogen vom Lack befreien. Über die Ergebnisse kann man aber sehr geteilter Meinung sein. Nachdem ich diese Prozedur am S-Bogen meines Tenorsaxophons (Selmer Super Action II) vollzogen hatte, war ich vom klanglichen Unterschied nahezu erschüttert. Der Sound hatte ein wenig an Brillanz verloren, war aber deswegen nicht grundtoniger, wie ich es mir erhofft hatte.

Selmer-Tenorsaxbogen (lacklos) 

Finish

x
Die meisten Saxophone sind gold- oder klarlackiert (Goldlack ist ein geringfügig dunkel eingefärbter Klarlack). Damit das Messing durch Tropfwasser, Handschweiß oder Luftfeuchtigkeit keine unansehnlichen Flecken bekommt, sind die Instrumente mit einer dünnen Schicht Nitrolack überzogen. Dies geschieht im Spritzverfahren, wobei der Lack anschließend bei 120o C eingebrannt wird. Neuerdings kommen auch Buntlacke zum Einsatz. Besonders kreativ ist hier der auch ansonsten äußerst  experimentierfreudige amerikanische Saxophonhersteller L.A.Sax 

Sogar die beiden großen europäischen Hersteller Julius Keilwert oder wie in diesen Fall Selmer (Paris) bieten seit einigen Jahren schwarz lackierte Saxophone an.

Bei dem Modell “Black Magic“ der koreanische Marke Expression kommt das schwarze Finish nicht durch eine Lackierung, sondern durch eine Spezialvernickelung zustande. Ein Verfahren, das man gelegentlich auch bei älteren Instrumenten antrifft, dann allerdings immer in der typischen silberfarbenen Optik. Die sehr harte und widerstandsfähige Oberfläche wirkt sich allerdings auch auf den Klang aus. Ein vernickelter Saxophonkorpus klingt im Vergleich zu einem lackierten um einiges härter und schärfer. 

Expression "Black Magic"

x
Einige Hersteller bieten Instrumente mit klar- oder goldlackierten Korpus und vernickelter Mechanik an (Yamaha 23/25, Selmer “Bundy“ USA, moderne Conn). Auch Versilberungen und seltener Vergoldungen finden als Oberflächenbehandlungen Verwendung. Versilberte Saxophone klingen im Vergleich zu lackierten ein klein wenig dumpfer.

Yamaha YAS 23

x

Der Vorteil solcher Methoden gegenüber einer Lackierung liegt in der erhöhten Haltbarkeit. Während ein lackiertes Saxophon nach einigen Jahren deutliche Gebrauchsspuren aufweist, sieht ein vernickeltes Instrument auch nach härtester, jahrzehntelanger Beanspruchung im Militärorchester immer noch recht frisch aus. Auch versilberte Saxophone lassen sich mit einem Silberputztuch und etwas Mühe in einen nahezu neuwertigen Zustand zurückversetzen. Trotzdem ziehen die meisten Saxophonisten aus klanglichen Gründen lackierte Instrumente vor.

 

 

Selmer Mark VI Baritonsaxophone versilbert und lackiert (rechts)

Die Instrumente dürften in etwa gleich alt sein. 

-

* Bilder stammen aus dem Buch "Die Saxophone" Verlag Erwin Bochinsky Das Musikinstrument Frankfurt/Main

-

© Jörn Vrampe

zurück